Die Themen Gaming und Esport finden immer größeren Anklang in der Gesellschaft. Trotzdem haben vor allem Eltern große Probleme mit ihren zockenden Kindern. Wie kann das Verständnis für die jüngere Generation verbessert werden?
Gaming ist Teil der Jugendkultur. Immer früher kommen Kinder und Jugendliche mit der digitalen Welt in Kontakt, verbringen immer mehr Zeit am Handy, dem PC oder der Konsole. Online mit den Freunden Warzone oder Fortnite spielen ist ein normaler Zeitvertreib. Für Eltern und Lehrer aber nicht immer einfach zu verstehen.
Eine Möglichkeit, Verständnis für die Kinder aufzubauen, ist der Esport. Wie bei fast allen Sportarten steckt hier der kompetitive Gedanke dahinter. Das sollte die ältere Generation beruhigen – trotzdem stößt das Thema nach wie vor auf Ablehnung.
Richtiger Umgang fehlt
“Das Hauptproblem, das wir sehen, ist, dass die meisten Eltern und auch Lehrer nicht genau wissen, wie gehen wir mit Gaming und Esport um, vor allem auch in der Schule”, sagt Daniel Wintermeyer, CEO & Co-Founder der LBG. Zusammen mit Freunden hat er das Unternehmen gegründet, um professionelle Esport-Turniere und -Ligen für SchülerInnen zu veranstalten und diesen eine Plattform zu bieten – die LBG Masters. Das Ziel: Esport in der Gesellschaft verankern.
Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, halten Daniel und seine Kollegen auch Vorträge an Schulen. Hier kommt es immer mal wieder zu unschönen Zwischenfällen.
“Wir hatten einen ca. 45-Jährigen im Publikum, der nach der zweiten Minute immer wieder reingerufen hat, dass wir das Ganze glorifizieren und das nicht sein kann. Er war sehr aufgebracht”, schildert Daniel eine solche Situation. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der zwölfjährige Sohn des Mannes nicht mehr vom PC loskam und die Eltern kein Mittel dagegen finden konnten. “Das Thema ist sehr emotionsgeladen”, schlussfolgert Daniel.
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Dass es auch anders gehen kann, zeigt David Mandel. Er ist Schüler am Goethe-Gymnasium Berlin-Lichterfelde und besucht dort die Oberstufe. Sein Hobby: Esport. Um dieses stärker auszuleben, hat er in seiner Schule die Esport AG ins Leben gerufen. Hier wird aber nicht gedaddelt, sondern es steht der Wettbewerb im Vordergrund. Die Mitglieder nehmen fast alle an Turnieren teil, darunter die LBG Masters und auch die ESL Schulmeisterschaft.
Die AG ist gut organisiert. Treffen finden hauptsächlich auf dem extra dafür eingerichteten Discord-Server statt. Hier wird in einzelnen Gruppen trainiert und an Taktiken gefeilt. Gespielt werden Rocket League, League of Legends und FIFA.
“Wir achten auch auf Werte wie Respekt, Vertrauen und Zusammenhalt. Und wir versuchen natürlich auch die Fähigkeiten der SchülerInnen zu verbessern”, erklärt David. Zusammen mit einem Mitschüler und Lehrer Gabriel Stüdemann leitet er die AG. Und das Engagement kommt bei den Erwachsenen gut an: “Die Unterstützung ist sehr, sehr groß. Die Schulleitung unterstützt das, die Eltern unterstützen uns massiv. Auch mit Geld”, erklärt Herr Stüdemann.
Esport als Lösung?
Ist also der Esport, der kompetitive Ansatz, am Ende tatsächlich die Lösung für ein besseres Verständnis? Zumindest bei David scheint das Konzept aufzugehen. „Meine Eltern nehmen das ernst und versuchen, mich bestmöglich zu unterstützen. Ich denke, viele würden sich freuen, wenn das auch so bei ihnen wäre“, meint er. Der Oberschüler ist aber auch sehr diszipliniert.
Zwar spielt David viel, hauptsächlich aber, um sich weiterzuentwickeln. Als Ausgleich geht er dreimal die Woche zum Volleyball. Nicht nur für ihn ist körperliche Betätigung ein wichtiger Aspekt des Esports. In der AG vermittelt Herr Stüdemann genau diese Themen: „Es geht darum, das Thema aus dieser Zocken-Ecke rauszuholen. Esport ist eben doch was ganz anderes und wir verankern das auch in unserem Leitbild, dass diese Aktivitäten dazu gehören.“
Auch Daniel von der LBG sieht hier den Knackpunkt. Ohne körperlichen Ausgleich leidet die Gesundheit, was wiederum Kritiker auf den Plan ruft. Gaming dürfe man aber nicht von vornherein verurteilen oder gar verbieten. “Es ist immer die Frage, wo finde ich meinen Spaß, was machen meine Freunde? Das sind ausschlaggebende Themen, die dazu führen können, dass man lieber am PC sitzt, als draußen zu spielen,” so Daniel. Es werde nur dann schwierig, wenn es zu viel werde. Das müsse man seinen Kindern beibringen.
Akzeptanz braucht Zeit
Grundsätzlich ist die Gesellschaft in den letzten Jahren offener geworden. Auch die Politik hat erkannt, dass Gaming und vor allem Esport Themen der Zukunft sind. Große Förderungspakete blieben bisher aber aus. Daher wird die Akzeptanz noch Zeit brauchen.
Bis dahin sollten Eltern und auch LehrerInnen sich dem Thema selbstständig nähern und mit ihren Kindern bzw. SchülerInnen darüber austauschen. Das sieht auch Daniel so: “Ich wünsche mir einfach, dass man diese typische Abwehrhaltung niederlegt und in den Diskurs geht. Dass man versucht, sich gegenseitig zu verstehen.”
Für David und seine Mitschüler wäre das ein großer Schritt in die richtige Richtung.
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Bildquelle: Goethe-Gymnasium Berlin Lichterfelde
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