Content Creator in der Drama-Falle – Guter Content lohnt sich nicht mehr

Tägliche Uploads, Reaktions-Videos, Clickbait und Drama waren noch nie stärker vertreten als heute. Warum sich guter Content einfach nicht mehr lohnt. Ein Kommentar von Kai Liebe.

Man sieht es eigentlich überall. Egal ob auf YouTube, Facebook oder anderen Videoportalen – die Qualität der Uploads leidet stark. Doch warum ist das so?

Quantität vor Qualität

Mittlerweile ist es fast schon Pflicht geworden, täglich Videos in den Sozialen Medien hochzuladen, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Der Algorithmus sämtlicher Sozialer Medien besteht auf Regelmäßigkeit. Ohne diese kann man vielleicht die Aufmerksamkeit der User auf sich ziehen, aber wird sie nicht lange halten können.

Dazu erklärte Casey Neistat (12,3 Millionen Abonennten) wie sich sein YouTube-Kanal durch tägliche Uploads verändert hat. Nach gut fünf Jahren und einigen viralen Hits konnte er 500.000 Abonnenten erreichen. Als er anfing, täglich Videos hochzuladen, erreichte er die 1-Millionen-Marke in nur fünf Monaten. Nach einem ganzen Jahr täglichen Contents verbuchte er knapp 2,5 Millionen Abonnenten.

“YouTube ist nicht Hollywood. Ich bin nicht Stanley Kubrick. Du kannst hier nicht erfolgreich sein, wenn du einmal im Monat hochlädst. Wenn du hier erfolgreich sein willst, musst du jeden einzelnen Tag hier auftauchen”, so Casey Neistat.

Drama und Clickbait

Auch ist es zunehmend wichtiger geworden, Drama und eher wenig aussagekräftige Thumbnails mit Gesichtern und Text einzubinden, die den Zuschauer auf den Kanal ziehen. Mit Texten wie “Sie hat waaaas gesagt?” versucht man, die Neugier bei den Leuten anzustoßen und sie zu ködern.

Für den Erfolg von Clickbait ist vermutlich auch die kürzere Aufmerksamkeitsspanne der Konsumenten und das Betrachten der Videos und Artikel via Handy nicht ganz unschuldig. Wer unterwegs mal eben was ansehen möchte oder einen Beitrag liest, möchte das Thema in kleinen, einfach verdaulichen Happen serviert bekommen. Und daran gewöhnt man sich eben schnell. Einfaches, unkompliziertes und schnelles Entertainment per Klick in Hülle und Fülle. Nachdem man zwei Werbevideos ansehen musste und eine einminütige Anmoderation über Werbepartner und ähnliches anhören musste, hat man sowieso schon vergessen, warum man eigentlich auf dem Video gelandet ist.

Für die Content Creator ist das natürlich nicht so wichtig. Wichtig ist den meisten vielmehr das Geld. Und das kann sich durch viele Klicks anhäufen.

Wie viel Geld verdient man auf YouTube?

Auf der Website von influencermarketinghub.com lassen sich die Einnahmen durch Video-Uploads anschaulich berechnen. In unserem Beispiel haben wir angegeben, dass 30.000 Views am Tag auf unseren Kanal verbucht werden. Täglich wären das etwa zwischen 55,13 – 91,87 US-Dollar. Halten wir diesen Schnitt ein Jahr lang, würden wir zwischen 20.000 – 33.000 US-Dollar verdienen.

Und wir wissen, dass sehr viele YouTuber diesen Wert weit überschreiten können. Beispielsweise verdiente Marcel “MontanaBlack” Eris Gesamteinnahmen in Höhe von 288.516,94 Euro im Jahr 2020 allein auf dem Videoportal.

Guter Content lohnt sich einfach nicht!

Regelmäßiger Content lohnt sich also – gut muss er nicht zwingend sein. Eigene Formate zu kreieren, die dem User einen Mehrwert geben, dauert und funktioniert häufig nicht. Im Gegensatz ist simples Entertainment einfach zu erstellen und kann in Masse produziert werden, daher entscheiden sich viele YouTuber für diesen Weg.

Ein Reaktions-Video ist die wohl einfachste Form, um auf sich aufmerksam zu machen. Man schnappt sich Content von einem anderen Content Creator und gibt einfach seinen Senf dazu. Falls sich das Video auch noch gut klickt, wie zum Beispiel bei dem Kanal TwinsthenewTrend, auf dem hauptsächlich Reaktions-Videos zu finden sind, ist das auch noch sehr lukrativ. Mit 8,2 Millionen Aufrufen könnte dieser “Content” etwa 15.000 – 25.000 US-Dollar eingebracht haben. Über den Aufwand der “Produktion” dieses Videos muss man kein Wort verlieren.

Warum auch gute YouTuber umdenken müssen

Echte, authentische und kreative Content Creator gibt es noch … doch wie lange können sie sich halten? Als gutes Beispiel kann man sich den YouTuber “videogamedunkey” heranziehen. Seit Jahren produziert und schneidet er in Eigenregie Gaming-Inhalte, die sehr aufwendig zu produzieren sind. Angefangen vom Spielen eines Spiels, dem Finden und Filmen von lustigen Momenten, dem Einsprechen und Schneiden bis zum Publizieren, kosteten ihn die Videos jeweils fast einen Monat.

Aus Frust fing er an, auf satirische Art und Weise den schlechten Content anderer nachzuahmen und ist damit erfolgreicher denn je. Die täglichen Uploads mit simplem Entertainment bescheren ihm eine Unmenge an neuem Publikum und Klicks.

Fazit

Der Algorithmus der Sozialen Medien lässt den schlechteren, aber dafür täglich hochgeladen Content besser ranken und verdrängt somit qualitativ hochwertigere Videos von der Bildfläche. Für Kanäle, die ihre Zuschauer bilden oder auf höherem Niveau belustigen möchten, bleibt Erfolg oft aus, da sie sich gegen ganze Arbeitsgruppen beweisen müssen, die Drama am Fließband produzieren.

Der eigentliche Schuldige hinter dieser Veränderung ist am Ende der Endnutzer. Um den Konsumenten zufrieden zu stellen, wird dieser täglich mit den gewünschten Inhalten vollgestopft. Und das ist eben Drama und Skandale.

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Bildquelle: YouTube, Facebook

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