Sexueller Missbrauch im Esport – Der Fall HenryG

In der aktuellen Debatte über Misshandlung von Frauen im Esport schlägt der Fall um CS:GO-Caster HenryG besonders große Wellen. Doch aktuell stehen vor allem An- und Entschuldigungen auf beiden Seiten im Raum.

Am 21. Juni veröffentlichte Henry “HenryG” Greers Ex-Freundin Kelly Jean ein langes Statement auf Twitter, in dem sie von ihren schlechten Erfahrungen während und nach der Beziehung berichtet. Wir haben den Fall so objektiv wie möglich aufgearbeitet.

Sie berichtet von verbalem und psychischem Missbrauch und stellt ungewollte sexuelle Handlungen während einer Sylvesternacht eindeutig und drastisch dar, ohne ihn einer Vergewaltigung zu bezichtigen.

Darauf hin entbrannte eine große Diskussion in der Twitter-Community, die HenryG zu einem eigenen Statement trieb. In Folge dessen gab es viele weitere Tweets und Nachrichten zu den Vorfällen.

Was ist vorgefallen?

Grundsätzlich dreht sich alles um den angeblichen Missbrauch durch HenryG. Dieser soll laut Jean häufig ausfällig geworden sein und sie während und nach ihrer Beziehung psychisch unter Druck gesetzt und manipuliert haben.

Diese Punkte bestreitet Greers in seiner Antwort nicht direkt. Seiner Meinung nach war die Beziehung als Ganzes ein schädliches Verhältnis. Er gesteht Fehler und sagt, er sei kein guter Partner gewesen.

Jegliche Form von Gewalt, Missbrauch oder Manipulation weist er jedoch von sich: “Ich verstehe warum sie in der Situation Angst hatte. Sie hatte keine Kontrolle und fühlte sich unsicher, aber ich hätte sie niemals verletzt.”

Damit antwortet er direkt auf die Situation während des Sylversterabends 2019, an dem sich die beiden trafen und Cannabis konsumierten. Nach Jeans Aussage soll er sich ihr danach aufgezwängt haben, obwohl es ihr nicht gut ging und sie nicht einwilligte.

In Greers Antwort behauptet er, dass sie die sexuellen Handlungen initiiert habe und er nur so weit gegangen sei, wie es für beide in Ordnung war. Demnach habe er sofort mit dem Sex aufgehört, als sie zu erkennen gab, dass es ihr nicht gut ging. Diese Äußerungen scheinen nach Kelly Jeans Beschreibungen der Folgen zweifelhaft, können aktuell jedoch nicht widerlegt werden.

Jean äußert explizit, dass es sich nicht um eine Vergewaltigung handelte. Dennoch weist sie darauf hin, dass Opfer sexueller Gewalt häufig mit deren Folgen zu kämpfen haben und daher schnell verleugnen, was mit ihnen passiert ist.

Psychologischer Missbrauch oder beidseitige Fehler?

HenryG wird außerdem beschuldigt, viel psychologische Gewalt ausgeübt zu haben. Er soll seine Ex-Freundin beleidigt und sogar bedroht haben. Mit diversen Screenshots von Chatverläufen versucht Jean, ihren Standpunkt zu verdeutlichen.

Greer geht auf diese Punkte nur bedingt ein. Bedroht habe er sie nie. Am 28. Mai soll sie unangekündigt bei ihm zu Hause aufgetaucht sein und sich ungebeten Zutritt in seine Wohnung verschafft haben. Bei diesem Vorfall habe er “Klartext geredet”, was sie als Drohung gewertet hat.

In ähnlicher Weise werden weitere Anschuldigungen von beiden Seiten geäußert und entkräftet. Im Endeffekt stehen aktuell beide Seiten nicht zu hundert Prozent glaubwürdig da, was auch die sehr polarisierenden Kommentare der Twittercommunity zeigen.

Ob sich aus dem Fall weitere Konsequenzen ergeben, bleibt abzuwarten. Es ist auf jeden Fall eines der Paradebeispiele für die Welle an Missbrauchs-Anschuldigungen, die in der Esport-Welt gerade stattfinden.

Über das Thema muss weiter diskutiert werden. Vor allem die großen Gesichter der Szene beziehen immer häufiger Stellung und äußern sich gegen das Klima, das aktuell vorherrscht.

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Bildquelle: HLTV.org

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